Nächtlicher Besuch

Die Geschichte, die ich dir jetzt erzähle, ereignete sich in der Nacht. Ein Strahl Mondlicht erschien am Himmel, die Sterne glitzerten wie Tautropfen auf einer schwarzen Leinwand und der Boden war mit einer strahlend weißen Schneedecke bedeckt. Alle Kinder schliefen bereits tief und fest in ihren Betten. Nur ein kleiner Junge starrte durch sein Fenster nach draußen. Sein braunes Haar war zerzaust, sein Schlafanzug zerknittert, und obwohl es schon spät war, waren seine Augen weit geöffnet. Seine Augen waren auf den Himmel gerichtet und warteten.

Wofür? Auf ein Wunder. Auf eine Sternschnuppe, eine Nachtfee oder irgendetwas, das seinen geheimen Wunsch erfüllen könnte. Jede Nacht saß der Junge am Fenster und wartete. Er glaubte und hoffte. Bis er eines Tages etwas sah.

Nächtlicher Besuch
Nächtlicher Besuch

Eine kleine Fee hüpfte durch den weißen Schnee vor seinem Fenster. Sie hielt einen Zauberstab in der Hand, ihr Kleid war so rosa wie Zuckerwatte und ihre Schuhe waren so blau wie ein kristallklarer Brunnen. Ihre winzigen Flügel flatterten im fallenden Schnee. Ab und zu flog sie ein wenig vorwärts und ab und zu hüpfte sie im Schnee. Sie schaute zu den Fenstern hinauf, als sie unseren kleinen Jungen in einem von ihnen entdeckte. Er rieb sich ungläubig die Augen und winkte dann schnell schüchtern der Fee zu.

Die Fee erschrak, flog vorsichtig zum Fenster hinüber und sprach mit sanfter Stimme: „Du kannst mich sehen? Aber niemand soll mich sehen. Das ist nicht möglich.“

„Ja, ich kann dich sehen“, antwortete der Junge. „Ich sitze jede Nacht am Fenster und warte auf etwas Magisches, das ich sehen kann. Etwas, das meinen Wunsch erfüllen würde. Und jetzt sehe ich dich endlich. Ich wusste, dass es jemanden gibt“, lächelte der Junge.

Die Fee dachte darüber nach: „Ja, ich bin magisch und ich erfülle Wünsche. Aber die Wünsche von schlafenden Kindern. Ich schaue mir ihre Träume an und erfülle sie dann. Aber sonst wissen die Kinder nichts von mir. Abends, wenn alle schlafen, besuche ich ganz leise alle schlafenden Kinder und schaue mir an, wovon sie träumen. Dann finde ich heraus, ob das Kind freundlich war und ein gutes Herz hat. Wenn ich sehe, dass es das tut, erfülle ich seinen Wunsch.“

„Oh, in diesem Fall werde ich ganz schnell ins Bett gehen, damit ich einen Traum habe und du ihn für mich wahr werden lässt. Ich sehe dich wahrscheinlich, weil ich noch wach bin. Also gut, ich gehe ins Bett“, sagte der Junge aufgeregt und beeilte sich, einzuschlafen. Doch bevor er einschlief, rief er nach der Fee: „Magische Fee, warte bitte, was magst du?“

„Warum fragst du?“, antwortete die Fee verwirrt. „Ich bin sicher, du hast viel zu tun“, fuhr der Junge im Schlafanzug fort. „Weil es so viele von uns Kindern gibt. Du arbeitest bestimmt die ganze Nacht. Wenn du morgen kommst, schlafe ich schon. Aber bevor ich ins Bett gehe, möchte ich dir noch etwas da lassen. Etwas Gutes, um dir die Kraft zu geben, weiterhin Wünsche zu erfüllen.“

Die Fee lächelte nur, flog hinüber und gab dem Jungen einen Gutenachtkuss auf die Stirn, dann flog sie davon. Der Junge schlief sofort ein.

Die magische Fee hat in dieser Nacht wirklich die ganze Nacht gearbeitet. Aber sie lächelte die ganze Zeit über. Die netten Worte des Jungen aus dem Fenster kamen ihr immer wieder in den Sinn. Auch wenn er wirklich wollte, dass sein Wunsch in Erfüllung geht, dachte er nicht nur an sich selbst. Er dachte auch an andere. An die Fee, zum Beispiel. Sie wusste bereits, dass sie ihm seinen Wunsch erfüllen würde, weil er ein gutes Herz hatte.

Und wirklich, am nächsten Abend stand eine Schale mit Schokoladenstücken am Fenster. Der Junge hatte die Fee nicht vergessen. Er hatte nicht nur an sie gedacht, sondern auch sein Versprechen gehalten. Jeden Abend kehrte die magische Fee am liebsten zu diesem Fenster zurück. Zu diesem Zimmer, in dem der freundlichste Junge mit einem guten Herzen lebte. Wenn du auch an andere denkst und nette Dinge für sie tust, wer weiß, wen du vielleicht glücklich machst und welche deiner Träume in Erfüllung gehen.

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