Ein seltener Besuch im Krankenhaus

Rosie und Lisa waren zwei unzertrennliche Mädchen. Sie waren wie Tag und Nacht, wie Wasser und Feuer. So unterschiedlich und doch so enge Freundinnen. Rosie hatte lange rote Haare wie Flammen und Augen so schwarz wie Kohle. Lisa war ein Mädchen mit kurzen, hellen Haaren, und ihre Augen waren so grün wie die einer Katze. Die Mädchen machten alles zusammen. Sie verstanden sich gut, mochten sich sehr und erlebten viele Eskapaden und Abenteuer zusammen. Sie konnten sich sogar gegenseitig aufmuntern, wenn ihnen etwas Trauriges widerfuhr. So wie kürzlich, als Lisa krank war.

Es war Sommer und die Mädchen freuten sich darauf, die Zeit draußen so zu genießen, wie sie es liebten. Gerade als das Wetter schön genug wurde, um nach draußen zu gehen, fing sich Lisa eine Art Virus ein und musste ins Krankenhaus gehen. Das machte Rosie sehr traurig. Sie wollte bei ihrer Freundin sein, aber das war nicht möglich. Und so verbrachte sie ihre Tage damit, herauszufinden, wie sie Lisa ein wenig ablenken konnte und was sie für sie tun konnte.

Kurze Märchen - Ein seltener Besuch im Krankenhaus
Ein seltener Besuch im Krankenhaus

Auch Rosies Mutter bemerkte, wie unglücklich ihre Tochter war, und das wollte sie nicht so stehen lassen. Genau wie Lisa suchte sie nach Möglichkeiten, die Stimmung der beiden Mädchen zu heben. Und dann kam ihr endlich die Idee. „Rosie, wir werden Lisa im Krankenhaus besuchen. Aber wir werden es nicht auf die normale Art und Weise machen. Wir werden uns als Krankenschwester-Clowns verkleiden und Lisa aufmuntern. Das wird ein Riesenspaß“, sagte ihre Mutter aufgeregt.

„Mama, das ist eine tolle Idee! Wir werden aufblasbare Luftballons mitbringen und sie an ihr Bett binden“, stimmte Rosie fröhlich zu. Ihre Mutter war begeistert, dass ihre Tochter sich so sehr darauf freute. Und so packten sie ihre roten Clownsnasen, lustigen Hüte und weißen Kittel ein und bliesen ihre Luftballons auf. Als sie mit ihrem Auto am Krankenhaus ankamen, zog Rosie ihr Clownskostüm gleich dort an. „Rosie, was machst du da?“, fragte ihre Mutter verwirrt. „Ich ziehe mich an. Was soll ich denn sonst machen?“, antwortete das Mädchen und verstand nicht. „Hier und jetzt? Ich dachte, wir würden uns im Krankenhaus anziehen“, antwortete ihre Mutter. „Natürlich werden wir uns hier anziehen, Mama. Zieh die Sachen an, so macht es mehr Spaß. Wir müssen so ins Krankenhaus gehen. Vielleicht sieht uns Lisa vom Fenster aus“, erklärte Rosie.

Rosie brauchte nicht lange, um ihre Mutter zu überzeugen; sie folgte ihrem Beispiel und zog sich gleich im Auto ihr Clownskostüm an. Sie konnte noch nicht ahnen, wie toll ihre Idee werden würde. Kaum waren sie aus dem Auto ausgestiegen, winkten ihnen die Passanten zu. An der Rezeption des Krankenhauses unterhielten sich alle mit ihnen, und die Ärzte und Krankenschwestern lächelten sie immer wieder an und sagten ihnen: „Das ist so nett und einfach perfekt. Grüßt den Freund, den ihr besuchen kommt!“ Rosie war außer sich vor Freude. Stolz winkte sie allen, denen sie im Krankenhaus begegnete, mit den aufgeblasenen Luftballons zu und erzählte ihnen: „Meine Mama und ich kommen, um meine Freundin aufzumuntern.“ So glücklich hatte ihre Mutter sie schon lange nicht mehr gesehen.

Als sie die Tür zu Lisas Zimmer erreichten, klopften sie an, öffneten sie und stellten sich dann mit einem Lächeln vor: „Deine spezialisierte medizinische Hilfe ist da. Die beste in der Region.“ Als Lisa ihre Freundin und ihre Mutter als Krankenschwester-Clowns verkleidet sah, fing sie vor Freude an zu weinen. Sie umarmte die beiden so fest sie konnte.

Rosie und ihre Mutter blieben so lange wie möglich bei Lisa im Krankenhaus. Andere Kinder auf der Kinderstation kamen, um mit ihren Krankenschwestern einen Blick auf die seltenen Besucher zu werfen. Rosies Mutter nahm sie in den Arm, sprach mit ihnen und hörte ihnen zu. Rosie und ihre Mutter waren beide froh, dass sie Rosies Freundin und den anderen Kindern die Möglichkeit gegeben hatten, die Krankheiten zu vergessen, die sie ins Krankenhaus gebracht hatten.

An diesem Tag bekam Rosie nichts, keine Geschenke oder süße Leckereien. Aber sie war die glücklichste Person, die sie je war. Denn sie hatte es geschafft, andere Menschen glücklich zu machen. Und dadurch auch sich selbst glücklich zu machen.

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