Das Geheimnis im See

In einem fernen, fremden Land stand ein kleines Haus, das ganz allein war. Es war ein älteres Haus. Es hatte ein morsches rotes Dach, große alte knarrende Fenster und war ganz aus Holz gebaut. Darin lebten eine Großmutter, ein Großvater und ihr Enkel.

Der Enkel war ein cleverer kleiner Junge namens Christian. Er hatte braunes, gewelltes Haar und trug ein schwarzes Halstuch auf dem Kopf. Er hatte ständig neue Ideen und spielte so, als ob er etwas tun würde. Er hatte eine enorme Fantasie. An einem Tag war er ein Koch, an einem anderen ein Jäger und dann ein Held, der die ganze Welt rettete.

Das Geheimnis im See
Das Geheimnis im See

Da ihr Haus direkt an einem See stand, spielte er am häufigsten am Wasser. Er liebte es, wenn er ein Floß bauen und über den See segeln konnte. Dann fühlte er sich, als wäre er der kühnste Pirat der Welt. Aber obwohl er das Wasser liebte, hatte er keine Ahnung von dem Geheimnis, das sich in seinem See verbarg.

An einem schönen, warmen Nachmittag sagte er seiner Großmutter und seinem Großvater, dass er am See spielen gehen würde. Er saß am Ufer und beobachtete die Fische. Dann nahm er einen Stock in die Hand und tat so, als wäre er ein Schwert. Er sprang von Felsen zu Felsen und rief: „Kämpft, ihr Bande von Dieben!“ In der Hitze des Spiels rutschte er mit dem Fuß auf einem der Felsen aus und fiel ins tiefe Wasser. Das Einzige, was er noch tun konnte, bevor er unter der Wasseroberfläche verschwand, war, einen einzigen Schrei auszustoßen. Als seine Großmutter und sein Großvater nach draußen liefen, konnten sie ihren kleinen Christian nirgends sehen. Das Einzige, was sie sehen konnten, war sein schwarzes Halstuch auf dem Boden bei den Felsen.

Sie riefen nach ihm und suchten nach ihm, und dann hörten sie plötzlich eine vertraute Stimme: „Oma, Opa, ich bin hier.“ Das war er. Ihr tapferer Enkel hatte es geschafft, sich an dem größten Ast festzuhalten, der auf dem See schwamm. Wie glücklich waren sie, ihn zu sehen! Aber wie sollten sie ihn in Sicherheit ans Ufer bringen? Sie sahen sich an und wussten sofort, was zu tun war. Sie holten tief Luft und begannen gemeinsam zu rufen: „Drache, Drache, bitte komm her, wir brauchen dich hier. Wir bitten dich um Hilfe, sonst bekommen wir unseren Christian nicht zurück.“

Der Junge hatte keine Ahnung, was seine Großeltern vorhatten. Plötzlich nahm der Wind zu, ein riesiger Strudel bildete sich auf dem See und etwas stieg aus dem Wasser auf. Christian hielt sich an dem Ast fest und traute seinen Augen nicht. Ein Wasserdrache tauchte aus den Tiefen des Sees auf. Er war riesig, aber Christian hatte keine Angst vor ihm. Der Drache streckte seinen Kopf auf seinem langen Hals aus und positionierte ihn so, dass der Junge auf ihn klettern und sich gut festhalten konnte. Mit langsamen und ruhigen Bewegungen brachte der Drache den kleinen Christian sicher ans Ufer. Dann verschwand er wieder im See.

Von da an spielt der kleine Enkel nie mehr allein am Wasser. Jeden Morgen ist der gleiche Reim über dem Wasser des Sees zu hören. „Drache, Drache, bitte komm her, ich brauche dich hier.“ Und wenn der Drache erst einmal da ist, können die wahren Abenteuer des kleinen Christian beginnen.

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